Mainstream, Wahrnehmung und Gegenöffentlichkeit

"Aua, aua, aua, wir sind in einer Welt angekommen, in der die Realität nicht real gezeigt werden darf, sondern nur geschönt etwas gilt."

So schrieb heute der geschätzte M.K. Trout in seinem Blog und mir bereitet die Aussage reichlich Schmerzen:

  • Sie ist passiv.
  • Sie verkauft Realität als Absolutum
  • Sie überlässt die Deutungshoheit einer nicht näher definierten Menge. Nennen wir sie Mainstream

Dem Passiv ist einfach zu begegnen, wenn ich die These umformuliere:

"Wir sind (Ich bin) in einer Welt angekommen, in der die Realität wieder als subjektives Erleben gezeigt werden muss, um eine Gegenposition zu der öffentlich geforderten Fassade zu schaffen, die sich in das Selbstbild jedes Einzelnen frisst!"

So formuliere ich eine Handlungsanweisung an mich selbst und verweise nicht auf Andere. Die Option, mich in mein eigenes Schneckenhaus, "Die böse Welt hat es kaputtgemacht" murmelnd zurückzuziehen, passt zu einer Herbstdepression, ist aber langfristig als solches nur selbstzerstörerisch.

Dem Absolutum zu begegnen wird schwerer und rührt an der Frage ob es authentische oder reale Fotografie als solches überhaupt geben kann. Ich denke nicht. Fotografie, jenseits des reinen Auftrages, ist oder besser muss eine persönliche Sichtweise auf die Welt widerspiegeln oder sie bleibt eine sinnentleerte Veranstaltung. Authentizität kann ich nur selbst liefern und darauf hoffen, dass sie mir abgenommen wird.

Ob ich mir die Sichtweise des Mainstreams zu eigen mache und vor allem, wie ich auf die entsprechende Erwartungshaltung reagiere, stellt die Frage ob ich meine Bilder in den Kanon des Gefallens einordnen möchte um maximale Aufmerksamkeit zu erregen oder ob ich mich zum Teil einer Gegenöffentlichkeit mache. Beides sind legitime Ansätze.   

Meine Entscheidung ist einfach. Ich fotografiere das, was mir wichtig ist. Ich mache fotografischen "Blödsinn", weil er mir Spaß macht. Die öffentliche Meinung geht mir solange am Arsch vorbei, wie sie sich an Gefälligkeiten und vermeintlichen Gesetzmäßigkeiten orientiert. Für meine Bilder bin ich alleine verantwortlich und nicht der Rest der Welt. Nur so kann es mir gelingen auf lange Sicht eine eigene fotografische Haltung zu entwickeln, die sich mit meiner inneren Haltung deckt.